youthpart #lokal Netzwerktreffen - „Ich glaube immer noch daran!“

Da unterhalten sich ein Zauberstab mit der Sonnenbrille, die Schneekugel mit der Kamera und der Stadtplan mit dem Kompass. „Bei uns läuft vieles über Umwege“, erzählt Marvin seinem Gesprächspartner. „Wir diskutieren zum Beispiel häufig erst über Facebook und lotsen die Jugendlichen dann zur Abstimmung auf die Beteiligungsplattform unserer Kommune.“ Der Schüler hat sich als Symbol deshalb den Kompass ausgesucht. Die verschiedenen Gegenstände sind ein guter Gesprächseinstieg und helfen den Beteiligten ihren bisherigen Weg zu reflektieren.

Netzwerktreffen

Beim Netzwerktreffen in Berlin von youthart #lokal tauschen sich die Beteiligten aus den Kommunen über Erfolge und Herausforderungen netzbasierter kommunaler Jugendbeteiligung aus und blicken gemeinsam in die Zukunft der Initiative. Das Motto des dritten Netzwerktreffens lautet „Bergfest“. Zwar liegen noch sieben Monate Programmlaufzeit vor ihnen, dennoch wollen die Teilnehmenden aus Offenbach an der Queich, Rathenow, Jüchen, Oschatz, Saalfeld/Saale, Heiligenhaus und dem Kyffhäuserkreis nun schon einmal gemeinsam feiern, zurückblicken und natürlich auch in die Zukunft schauen. Zwei Tage lang tauschen sich die jugendlichen und erwachsenen Akteure aus den beteiligten Modell-Kommunen über ihre Erfahrungen aus: Wie war der Aufstieg? Musste ich Umwege gehen? Welche Lichtungen oder Rastplätze sind mir unterwegs begegnet? Und was hat mir Aufwind gegeben? In verschiedenen Workshops lernen sie außerdem die Neuerungen der Online-Beteiligungs-Plattform ypart.eu kennen, trainieren ihre Online.Moderationsfähigkeiten oder beschäftigen sich mit den europäischen Guidelines für gelingende ePartizipation Jugendlicher.

Bis auf Heiligenhaus sind unterdessen alle Kommunen mit ihren ypart.eu Plattformen online. „Wir wollten hier mal hören, welche Erfahrungen die anderen gemacht haben und welche Tipps sie uns für den Start unserer ypart.eu-Gruppe geben können“, sagt Ianos. Den Schüler interessieren dabei sowohl positive als auch negative Erlebnisse, „alles woraus wir lernen können.“ Aber auch die anderen Teilnehmenden wünschen sich voneinander zu lernen und neue Impulse für ihre weitere Arbeit zu erhalten, wie Mike Bourquin, Jugendpfleger aus Offenbach, betont.

In den verschiedenen Gesprächsrunden stellt sich schnell heraus, dass alle Teilnehmenden ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und Antworten auf folgende Fragen suchen: Wie halte ich Diskussionen online am Leben? Ist ePartizipation ohne Offline-Treffen überhaupt möglich? Und wie gestalte ich ypart.eu für die Jugendlichen attraktiv? Selbst in den Pausen wird weiter angeregt diskutiert. Sei es beim Essen, im Hof oder am Getränkestand - youthpart #lokal und die Beteiligungs-Plattform ypart.eu sind immer Thema. „Wir hatten zu hohe Erwartungen an die ePartizipation“, bringt Michael Hackling, Mitarbeiter im Jugendamt Rhein-Kreis Neuss, die Meinungen auf den Punkt. Erwachsene wie Jugendliche sind zu Beginn davon ausgegangen, dass sich die Jugendbeteiligung komplett ins Internet verlagert und ypart.eu ein Selbstläufer wird. „Wir haben weniger Jugendliche erreicht, als wir dachten“, sagt auch Mike Bourquin, betont aber gleichzeitig, dass wirklich tolle Projekte zustande gekommen sind. So startet in Offenbach demnächst ein Dorfkino, Jugendliche haben sich zusammengetan, um den Jugendclub zu renovieren und ein Open-Air-Fitnesspark ist ebenfalls in Planung. Auch in Jüchen und den anderen Kommunen hat sich einiges getan. „Die Kommunikation mit der Stadtverwaltung hat sich durch youthpart #lokal auf jeden Fall verbessert“, erzählt Matthias Bölle, Jugendkoordinator aus Rathenow, und auch in Saalfeld sind sich Politiker und Bürger durch den Arbeitsprozess merklich näher gekommen.

Die anfängliche Ernüchterung wird so im Laufe der zwei Tage zu neuem Mut. „Ich finde das Netzwerktreffen super, um aus dem Arbeitsalltag raus zukommen“, beschreibt Matthias Bölle den Arbeitsprozess und freut sich, so die eigene Arbeit reflektieren zu können. „Wir müssen Onlinebeteiligung als ein Instrument von mehreren sehen“, sagt auch Michael Hackling. Mike Bourquin betont: „Ich glaube immer noch daran, dass ePartizipation ausbaufähig ist.“ Vielleicht nicht innerhalb der nächsten Wochen oder Monaten, aber ganz bestimmt in den nächsten Jahren. „Ich weiß jetzt, dass ich flexibel bleiben muss und mich nicht nur auf die Onlinebeteiligung versteifen darf, sie aber auch nicht aus dem Blick verlieren sollte“, fasst Bourquin seine Erkenntnisse noch einmal zusammen. Und da sind sich alle Beteiligten einig: In Zukunft wollen sie noch stärker auf eine Kombination von Online- und Offlineangeboten setzen, um Jugendliche an kommunalen Prozessen zu beteiligen.

Und auch die Jugendlichen aus Heiligenhaus schauen positiv in die Zukunft und freuen sich auf den Start ihrer Onlineplattform. „Heute Morgen in der Feedbackrunde haben wir noch einmal sehr gute Ratschläge aus den anderen Kommunen bekommen. Wir haben alles aufgeschrieben und nun zwei Seiten voll mit Tipps“, freut sich Elisa. Und Rebecca ergänzt: „Zum Beispiel wollen wir bei unserem Startevent kleine Zettel auslegen, damit sich die Jugendlichen ihr neues Passwort für ypart.eu notieren können“. Außerdem wollen sie Partnerschaften schließen und so die verschiedenen Bereiche der Stadtverwaltung direkt mit ins Boot holen.

 Text/Bild: DKJS, Senem Kaya